Schröpfen

Die Schröpfbehandlung ist Jahrtausende alt und älter als der Aderlass und die Blutegelbehandlung. Erste Hinweise auf diese Anwendungen sind auf einem mesopotamischen Arztsiegel etwa 3000 v. Chr. dargestellt. In der chinesischen Heilkunde gibt es eine mindestens 5000 Jahre alte Geschichte der Schröpfanwendung mit Bambusnäpfen, Kuhhörnern und Aussaugen. Im klassischen Griechenland wurde das Schröpfen so geschätzt, dass die Schröpfglocke zum Emblem des Arztes wurde. Zwischen dem 11. und 15. Jahrhundert wurde das blutige Schröpfen als „unärztlich“ angesehen und ausschließlich von Badern und Steinschneidern durchgeführt. Später wurde es vorwiegend von Laientherapeuten praktiziert und von Aschner wiederentdeckt.

Wirkungen des Schröpfens

Durch das Setzen von unter Vakuum stehenden Schröpfgläsern auf die Haut entsteht eine Saugwirkung auf das darunterliegende Gewebe, die zu einer Hyperämie (Blutfülle) mit kleinen Blutaustritten ins Gewebe führt. Das Schröpfen aktiviert Reflexzonen am Rücken, die wiederum auf innere Organe und Organsysteme einwirken. Der mechanische Reiz des Schröpfkopfes verstärkt die Durchblutung des Bindegewebes und regt die Organtätigkeit der darunterliegenden Organe an. Der schmerzlindernde Effekt in der Schröpfzone wird durch die Freisetzung von Endorphinen (Glückshormonen) und den verstärkten Abbau von Prostaglandinen (Hormone, die für die Schmerzempfindung verantwortlich sind) verursacht. Zudem wird die Selbstregulation aktiviert.

Unterschiedliche Schröpfarten

Es wird zwischen blutigem Schröpfen, trockenem Schröpfen und der Schröpfkopfmassage unterschieden. Blutiges Schröpfen wirkt blutentziehend, ausleitend und entlastend, und wird bei Zuständen der Fülle wie Stauungen und Verhärtungen eingesetzt. Vor dem Aufsetzen der Gläser wird die Haut mit einer Einmal-Lanzette durch ca. 20 Einstiche von etwa 5–7 mm Tiefe geöffnet. Sobald die Schröpfgläser bis zu einem Drittel mit Blut gefüllt sind, können sie in der Regel nach 10–20 Minuten vorsichtig entfernt werden. Blutiges Schröpfen wird bei Abflussstörungen und Verhärtungen angewendet, die durch Schröpfen positiv beeinflusst werden können. Es wird immer am Ort des krankhaften Geschehens durchgeführt.

Trockenes, unblutiges Schröpfen wirkt in der Schröpfzone/Reflexzone blutanziehend, ableitend, aktivierend und kräftigend. Dabei wird die Durchblutung der Haut- und Muskelschichten aktiviert und die Lymphaktivität gefördert. Das Schröpfglas bleibt etwa 7-15 Minuten auf der Haut, und es kann zu rot-bläulichen Blutergüssen (Hämatomen) kommen, die sich nach einigen Tagen zurückbilden. Bei der Schröpfkopfmassage wird mit einem Gummiball Luft aus dem Glas abgepumpt und ein Unterdruck erzeugt. Der zuvor mit Salben oder Öl eingeriebene Körper wird mit dem Saugglas massiert. Diese Methode kann auch zur Lockerung der Muskulatur vor anderen Therapieverfahren wie Schröpfen oder blutigem Schröpfen angewendet werden. Das zu behandelnde Hautareal wird mit Hautöl eingerieben und mit dem Schröpfglas für etwa 2-4 Minuten bearbeitet, oder solange, bis die zu behandelnde Stelle bläulich oder rötlich verfärbt ist.

Anwendungsgebiete des Schröpfens

Durch die Behandlung von Schröpfzonen können funktionelle Störungen und Erkrankungen verschiedener Organsysteme positiv beeinflusst werden. Folgende Indikationen haben sich bewährt:

  • Schwächezustände
  • Akute und chronische Entzündungen wie Sinusitis und Angina tonsillaris
  • HNO-Erkrankungen und Erkrankungen der Atemwege wie Otitis media, Asthma bronchiale, akute und chronische Bronchitis
  • Erkrankungen des Verdauungsapparats wie Oberbaucherkrankungen, Verdauungsschwäche und funktionelle Darmerkrankungen
  • Erkrankungen des Bewegungsapparats wie Zervikalsyndrom, Rückenschmerzen im HWS-, BWS- und LWS-Bereich, Osteoporoseschmerzen
  • Schwächezustände wie Hypotonie und chronische Müdigkeit
  • Funktionelle Herzbeschwerden
  • Depressionen
  • Erkältung und Grippe

Die Wahl zwischen blutigem und trockenem Schröpfen hängt von der energetischen Verfassung des Patienten ab, ob Energie zugeführt oder abgeleitet werden soll. Patienten mit einer atonisch-asthenischen Konstitution (müde-schwache-schlanke Menschen) sollten aufgrund ihrer bestehenden Schwäche nicht blutig geschröpft werden, und auch trockenes Schröpfen sollte mit Vorsicht angewendet werden, um eine weitere Erschöpfung zu vermeiden. Bei sthenischen Erkrankungen (starke Spannungen-Stauungen) wie Hypertonie und entzündlichen Erkrankungen ist das blutige Schröpfen angezeigt.

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